Das Triumvirat und Frau Sau

Ein Einakter

Frau Sau hat sich auf eine Stellenanzeige beim Triumvirat als Sekretärin beworben, verfügt über sehr gute Zeugnisse, ausreichend Berufspraxis, hat aber lange pausiert

Darsteller:

  • Das Triumvirat bestehend aus 3 ehrwürdigen Herren:
    Herr 1: Der Impressario
    Herr 2: Der Manager
    Herr 3:  Der Geschäftsführer
  • Frau Sau

Ort: Büro des Herrn Impressario

Herr Impressario holt Frau Sau mit halbstündiger Verspätung herein, spricht sie mit falschem Nachnamen an und erspart sich einen kleinen höflichen Hinweis auf die Verspätung seitens des Triumvirats. Daraufhin eröffnet der Manager das Gespräch.

„Liebe Frau Sau, wir suchen die eierlegende Wollmilchsau. Sie haben ja selbst zwei Eier gelegt. Junge oder Mädchen? Auf welche Schule gehen denn die beiden Eier?“ Frau Sau antwortet, es seien zwei Jungs, die die Mittelschule besuchen.

„Ah, zwei faule Eier. Na toll, nicht mal als Mutter hat sie Erfolg, wenn ihre Kinder nur auf die Mittelschule gehen.“

„Wie haben Sie sich denn in den letzten 13 Jahren beruflich auf dem Laufenden gehalten?“, fragt der Manager und ist ebenso wie die anderen Herren sehr froh, dass seine Frau die Kindererziehung übernommen und den Beruf zurückgestellt hat.

Frau Sau geht davon aus, sie wäre auch nach längerer Berufsabstinenz durchaus in der Lage, E-Mails zu bearbeiten, Korrespondenz zu erledigen, Termine zu planen, Telefongespräche zu führen, etc., betont im Gespräch, dass sie computermäßig fit sei und derzeit um ihren beruflichen Wiedereinstieg kämpfe.

Der Impressario ergreift das Wort und möchte von Frau Sau gerne wissen, ob sie Musiknoten lesen könne. Frau Sau muss das leider verneinen (C-Dur-Tonleiter ist nicht ausreichend).

Bei Abschluss des Gesprächs bittet der Herr Manager Frau Sau noch ausdrücklich, dem Herrn Gemahl herzliche Grüße auszurichten, da beide langjährige Schulkameraden waren.

Das Triumvirat hat sich gegen Frau Sau als Sekretärin entschieden, weil sie für 19,5 Wochenarbeitsstunden bei einer Bezahlung von brutto ca. 800 Euro kein abgeschlossenes Musikstudium vorweisen kann, dafür aber zwei minderjährige Kinder hat und sich nicht gut verkaufen kann.

So oder so ähnlich hat sich letzte Woche ein Vorstellungsgespräch zugetragen.

War Freddie Mercury auch Sekretärin?

Manchmal träume ich noch von der Arbeit, die ich einmal hatte. Ich habe als Sekretärin gearbeitet. Zuletzt hatte ich (über etliche Monate) fast nichts zu tun und saß in einem Einzelbüro mehr oder weniger meine Zeit ab – das war ziemlich schrecklich. Das Gegenteil von Burnout: Boreout! Trotzdem musste ich den Eindruck erwecken – falls mal jemand ins Büro kam – ich wäre beschäftigt. Mein Chef war nicht viel da. Verdient habe ich – gemessen an meinen heutigen Verhältnissen – irre viel Geld.

Trotz der guten Bezahlung wollte ich in diesem Konzern nach der Erziehungszeit nicht wieder arbeiten. Was ich (dadurch) definitiv verpasst habe, ist der berufliche Wiedereinstieg. Allerdings wollte ich mich ja später beruflich in eine andere Richtung entwickeln. Aber das ist wieder eine andere Geschichte…

Jedenfalls holt mich dieser Traum in der Nacht immer wieder mal ein, in diesem Büro zu sitzen, keine Aufgabe zu haben und so tun zu müssen als ob.

Daher frage ich mich, ob Freddie Mercury möglicherweise auch als Sekretärin bei einem großen deutschen Elektronik-Konzern gearbeitet hat?