Sie ist weg

Wir lernten uns beim Reiki kennen. Legten einander die Hände auf, sprachen mit Steinen und channelten. Dann hatte ich ein privates Problem und fragte sie, ob wir uns nicht mal treffen wollten, da ich hoffte, eine Außenstehende könnte mir hierbei helfen. Die Unterhaltung floss zäh, Sympathie war latent vorhanden, doch gleichzeitig waren wir uns doch eher fremd.

Das war ca. 2006.

Danach machte sie die Bekanntschaft eines anderen „Heilers“, der mit Hilfe einer aus Kupferdraht geformten Rute Karma ablöste, sagte er jedenfalls. Wir nahmen an einigen „Seminaren“ teil. Seine bedingungslose Liebe endete unversehens, als sie geräuschvoll eine Packung Treets öffnete.  Am nächsten Tag sollten wir gesungene Töne von uns geben, die spontan aus unserem Inneren entstanden. Ein Teilnehmer fragte, ob er denn auch pfeifen könnte. Daraufhin fing er an Pfeiftöne zu produzieren – und ich konnte in diesem „heiligen“ Moment nur mit Mühe und Not einen Lachanfall unterdrücken.

Bald darauf beendeten wir unsere esoterische Laufbahn und begruben den Traum von einer Karriere als Geistheiler.

In den letzten Jahren hatten wir eine intensive Freundschaft, in der wir viel zusammen gelacht, geweint, gesungen, philosophiert, gegessen, Wein getrunken, Tatort gekuckt haben, spazierengegangen, radgefahren,  zusammen verreist, auf Konzerte gegangen sind etc. Wenn sie nicht da war, durfte ich ihre Wohnung als Ferienwohnung benutzen.

Jetzt gerade fährt sie mit ihrem gesamten Hab und Gut nach Hamburg. Ich wünsche ihr, dass sie dort das Glück findet, das sie in Bayern nie gefunden hat.

P.S. Ich hasse Abschiede.

19 Kommentare zu “Sie ist weg

  1. Wie könnt ihr es wagen, die heilige Ruhe einer Quacksalbung mit eurer schöden Naschhaftigkeit zu entweihen… Wascheiber, unwürdige, ihr hättet wahrscheinlich auch während der Kreuzigung Christ Chips gefressen! 😀

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